Wer braucht schon einen Parkplatz in Poing…?
Durch eine Novelle der Bayerischen Bauordnung ist es notwendig geworden, dass Poing eine neue Stellplatzsatzung erlassen muss. Vielleicht hat es die Regierung ja gut gemeint, weil sie den Kommunen die grundsätzliche Entscheidungshoheit übergibt (was bisher staatlich geregelt war), jedoch schreibt sie gleichzeitig dermaßen niedrige Obergrenzen fest, dass dies gravierende Konsequenzen für Poing hat.
Poing ist eine kleine Gemeinde. Gerade in Alt-Poing tummeln sich viele Menschen (und ihre zahlreichen Autos) auf engen Straßen. Parkplätze sind rar, da man früher wenige oder gar keine Parkplätze auf dem eigenen Grundstück errichtet hat. Die wenigen Autos konnten früher problemlos auf den öffentlichen Straßen parken.
Aber die Zeiten haben sich geändert — und Poing dazugelernt. Deshalb gab und gibt es für neue Bauvorhaben klare Vorgaben, wie viele Stellplätze auf dem eigenen Grund mindestens vorhanden sein müssen, damit die öffentlichen Straßen für alle Teilnehmer befahrbar bleiben.
Mit der neuen Stellplatzsatzung darf die Gemeinde nur noch wenige (realistisch gesehen: viel zu wenige!) Parkplätze vorschreiben. Bei neuen Bauvorhaben ist die Gemeinde nun auf den guten Willen der Bauherren angewiesen, dass diese doch bitte, bitte, bitte genug Parkplätze bauen (oder erhalten), damit nicht noch mehr Autos auf der Straße parken. Bei unseren hohen Grundstückspreisen ist es absehbar, dass dieser Bitte nicht alle nachkommen werden. (Meiner Meinung nach sollte man es eh ganz anders regeln: Wenn man bei der Zulassung eines Fahrzeugs auch seinen Stellplatz nachweisen müsste, dann gäbe es niemals mehr Fahrzeuge als Stellplätze. Problem gelöst.)
Wenn man der Situation etwas Gutes abgewinnen wollen würde, könnte man sich schönreden, dass jetzt vielleicht der eine oder die andere dazu gezwungen wird, mangels Stellplatz dauerhaft vom Auto auf ÖPNV oder Fahrrad umzusatteln — gut für die Umwelt. Oder manch findiger Hausbesitzer könnte jetzt eine Neubewertung des eigenen Stellplatzbedarfs erwirken und so zu seinem ganz persönlichen „Schannigarten“ vor dem Haus kommen. Prost!