Verfluchter Hunger nach Zucker.
Wenn wir in Poing in die Geschäfte gehen, ist dort alles mit Süßwaren oder Fertigprodukten vollgestopft. Woher kommt dieser Überfluss an zuckerhaltigen Konsumprodukten?
Genetisch sind wir vom Höhlenmenschen noch nicht weit entfernt. Während es vor vielen tausend Jahren zum Überleben notwendig war, möglichst energiereiche Ernährung zu sich zu nehmen, ist in unserer heutigen Überflussgesellschaft diese genetische Programmierung zum Fluch geworden. Durch die Industrialisierung des Nahrungsmittelanbaus herrscht zumindest in unseren Breiten kein Mangel. Durch die Industrialisierung der Zuckergewinnung aus der Zuckerrübe wurde dieses einstmals absolute Luxusprodukt zur inflationären Massenware. In nahezu allen industriell hergestellten „Fertigprodukten“ befindet sich Zucker als „Geschmacksverstärker“. Auf Grund der billigen Herstellung werden diese auch viel zu billig verkauft. Die Suchtgefährdung ist nicht geringer als bei Alkohol oder Tabak. Die Industrie greift bei der Auszeichnung sog. zuckerfreier Produkte auf einen Definitions-Trick zurück: Nur der Einfachzucker, also Glucose, muss als Zucker deklariert werden. Mehrfachzucker, die im Magen-Darmtrakt sofort in Einfachzucker aufgeteilt werden, gelten hier nicht als Zucker. Es gibt jedoch auch keinen „gesunden“ Zucker:
Ob im Bienenhonig oder als Fruchtzucker hat er immer den gleichen Effekt: Schnelle Aufnahme in den Blutkreislauf, hoher kurzfristiger Anstieg des Insulinspiegels. Der damit verbundene schnelle Abfall des Insulinspiegels führt zum erneuten Hungergefühl. Zucker betäubt und stumpft zusätzlich unsere Geschmacksfähigkeiten ab. Wer einmal ausprobiert hat, längere Zeit auf derartige Luxus-Konsumprodukte zu verzichten wird auch bemerken, dass sich die Geschmacksknospen im Mund erholen, die Feinheiten und Geschmacksvarianten der echten Nahrungsmittel kommen viel stärker zur Geltung.
Auch hier gilt die Regel des berühmten Arztes Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.
Ebenso dramatisch ist die Verpackung dieser Luxusprodukte damit verbunden: Meist aufwendig, einzeln verpackt in Alu oder Plastik, schädigen diese Produkte in höheren Dosen nicht nur der Gesundheit sondern v.a. der Umwelt. Dies kann man jeden Tag in der S-Bahnunterführung und auf den Poinger Straßen sehen. Hier muss dringend ein Umdenken erfolgen:
Wird weniger konsumiert, wird auch weniger hergestellt. Konsum bedeutet Verbrauch, der Verzicht bzw. die deutliche Verminderung des Konsums bedeutet hier auch Umweltschutz.
Weniger ist mehr.
Für die FWG Poing eV
Dr. Gerhard und Alexander Röhrich